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Städte der Zukunft – Exkursion zur Schwammstadt Pfaffenhofen an der Ilm

Es ist ein heißer Sommertag, die Sonne knallt bei 30 Grad auf die Menschen herab.
Seit mehr als sechs Wochen hat es nicht mehr richtig geregnet und die Wasserfässer in den Gärten sind leer. Die Blätter in den Bäumen und die Blüten an den Pflanzen lassen den Kopf hängen. Um den größten Schaden abzuwenden, gießen Garten- und Balkonbesitzer*innen seit längerem mit kostbarem Trinkwasser.
Auch Städte und Kommunen müssen seit Jahren ihre Grünanlagen mehrmals die Woche bewässern, um Blumen und Pflanzen zu erhalten. Das kostet die Kommunen zusätzliche Arbeitskraft, Wasser, Zeit und Geld. Es ist unausweichlich das sich Städte den Bedingungen der Klimakrise anpassen müssen, und zwar eher gestern als morgen. Eine Möglichkeit wie Städte die Klimaanpassung schaffen können, ist mit dem Konzept der Schwammstadt. Hierbei werden in der Stadt Flächen geschaffen, die das Regenwasser wie ein Schwamm aufnehmen. Das Wasser geht dabei nicht in der Kanalisation verloren, sondern bleibt in der Fläche. Es spendet den Pflanzen Feuchtigkeit, hilft dabei das Klima in der Stadt in heißen Trockenphasen runterzukühlen und verhindert Überschwemmungen, die ganze Keller oder Wohnhäuser unter Wasser setzten. Eine Stadt die sich immer mehr als Schwammstadt umrüstet ist die Stadt Pfaffenhofen an der Ilm. Um mehr über die Möglichkeiten der Klimaanpassung zu waren wir mit dem Dakt e.V. in Pfaffenhofen und München, um uns die spannende Entwicklung anzuschauen.

Experimentierfläche mit Stauden und Rigolenbewässerung und niedriger Baumbefestigung

In Pfaffenhofen gibt es seit April 2022 eine Pilotanlage, bei der auf der einen Seite die Fläche mit Wasserspeicherelement versehen wurde und zur Kontrolle auf der anderen Seite eine Anlage ohne Speicherelement.

Bildunterschrift: links mit Rigole, rechts ohne Rigole

Mit einer Rigole wird das Wasser unterirdisch aufgenommen, gespeichert und langsam versickert. Dazu ist eine Rigole mit Kies oder anderen, kontakterosionssicher abgestuften Materialien ausgefüllt. Diese Substrate sollen eine hohe Wasserspeicherkapazität besitzen und gleichzeitig soll das Wasser so schnell ablaufen das noch genügend Sauerstoff enthalten ist.

Zudem wird untersucht, wie gut das Substrat gelöste Schadstoffe und Reifenabriebe von Autos abhalten kann. Dieses Wasser kann ohne große Sorge ins Grundwasser gelangen und muss nicht in die Kanalisation abgeleitet werden und verschärft somit nicht noch Hochwassersituationen. Der oben aufliegende Kies hilft die Oberfläche feucht zu halten und unterbindet das sich Samen von oben zu sehr festsetzten können. Der Kies bietet keinen Nährboden für Unkräuter, sodass diese leicht entfernt werden können.

Kies zum feucht halten und als Unkrauthemmer

Eine weitere Neuerung ist, dass der aktuell gehandelte Klimabaum, ein Schnee-Ahorn mit einer Stabilisierung nicht in 1.80 Metern Höhe, sondern bei unter einem Meter angebracht wurde. Dadurch verwurzelt sich der Baum tiefer und stärker und ist besser auf starken Wind und Stürme vorbereitet. Es zeigte sich das höher angebundene Bäume bei starkem Wind schneller entwurzeln, da ihre Wurzeln nicht gut genug ausgeprägt sind. Bei der Bepflanzung wurde auf heimische Pflanzenstauden geachtet, die nur im Anpflanzjahr gegossen werden. Alles, was sich nicht hält, wird entfernt und durch neue Experimentierpflanzen ersetzt.

In Pfaffenhofen findet keine Wechselbepflanzung statt. Die Pflanzen wurden so ausgewählt, dass die Fläche immer in Blüte steht und auch im Herbst und Winter ansprechend aussieht. Die Stadt bewirtschaftet das Areal mit wenig Pflege und wird langfristig die Stadtkasse entlasten. Die Bäume sind mit einer Baumrigole eingefasst und werden fünf Jahre lang gegossen. Das schwarze Band ist einige Zentimeter im Boden und gibt dem Bauhof eine Orientierung wie viel sie den Baum bewässern müssen. Der Baum wird bis zum oberen Rand des Bandes mit Wasser befüllt und kann dann langsam versickern. So werden alle Wurzeln ausreichend mit Wasser versorgt und nicht wie bei Wassersäcken nur die Wurzeln unmittelbar am Stamm. Schon jetzt zeigt sich das die Baumkrone in der Fläche mit Speicherelement deutlich dichter und besser ausgebildet ist.

Baum ohne Rigolenbewässerung

neuer Bürgerpark in Pfaffenhofen an der Ilm

früher Bauhof, heute Bürgerpark

Weiterhin hat sich Pfaffenhofen im Rahmen der Landesgartenschau dazu entschieden die drei Hektar große Fläche des ehemaligen Bauhofs in einen Bürgerpark umzuwandeln und somit den Pfaffenhofner*innen einen Raum zur Entspannung und Begegnung zu schaffen. Zudem wurde in dem Park ein Klimawald angelegt, in dem gehandelte Klimabäume wie Ginko, Blauglockenbaum und Silberlinde wachsen. Der Stadtgärtner Mario Dietrich überprüft, wie sich die Bäume unter den neuen Klimabedingungen entwickeln. Die Ilm hat hier einen neuen Seitenarm erhalten und aus ihrem engen Betonkorsett befreit, so ist die Stadt mit großen Wasserrückhaltebecken auch hier auf mögliche Hochwasserereignisse gut vorbereitet.

ecoQuartier – die erste Schwammstadt in Deutschland

Das ecoQuartier ist vor zehn Jahren mit dem Ziel gebaut worden eine Schwammstadt zu werden. Das Quartier ist ein auf 22 Hektar nachhaltig geplanter Stadtteil und eines der ersten agri-urbanen Stadtentwicklungsprojekte Deutschlands. Bei dem privaten Bauprojekt handelte es sich vorher um Ackerland einer Brauerei, das nun 450 Menschen Wohnraum bietet.

Das ecoQuartier ist in drei Teile aufgeteilt, dem Solardorf, dem Bergdorf und Taldorf. Auch hier ist das Ziel so viel Wasser wie möglich in der Fläche zu halten. Das Wasser verläuft natürliche Wege und wird künstlich gedrosselt und aufgefangen.

Die gesamte Fläche vor allem die Wege und Parkplätze sind mit wasserdurchlässigen Materialien gebaut worden, sodass wo es geht auf Versiegelung verzichtet wurde.

In dem Video werden die Experimentierfelder und das ecoQuartier in Pfaffenhofen gezeigt.

Ehemalige Bayernkaserne wird zum Wohnquartier
für 15.000 Menschen

Areal der Bayernkaserne
Johannes Prügl führt uns durch das Kasernengelände

Seit 2019 befindet sich die circa 50 Hektar große Fläche im Umbau. In der früheren Bayernkaserne in München-Freimann entstehen rund 5.500 Wohnungen für bis zu 15.000 Menschen. In dem Quartier wird es Kindertagesstätten, ein Gymnasium, zwei Grundschulen, einer Förderschule, einer Musikschule und Sportanlagen, sowie andere Begegnungsstätten die das soziale Zusammenleben stärken sollen, geben.

Der Rückbau der Kaserne wird nun genutzt, um einige Experimente mit den bereits vorhandenen Baumaterialien durchzuführen.
Das Bodeninstitut Prügl führt im Auftrag der Stadt München auf einem Feld mit 50 Linden Bodenversuche durch.

Betonmöbel

Hierbei werden die abgebauten Baustoffe wie Ziegelsteine im Verhältnis von 75 Prozent, 50 Prozent und 25 Prozent mit Erde vermischt. Es wird untersucht, wie sich der Boden und die Pflanzen entwickeln sowie die Auswirkungen auf das Grundwasser sind. Bis jetzt zeigt sich, dass die roten Ziegel sehr viel Wasser speichern und die Pflanzen trotz der langen Trockenheit gut mit Feuchtigkeit versorgt werden. Der Boden speichert sogar so viel Wasser, das so gut wie nichts im Grundwasser ankommt, sondern in der Fläche bleibt. Das Lysimeter, das den Bodenwasserhaushalt misst, zeigt zudem, dass keine Verunreinigung im Grundwasser ankommt. Bei der Materialuntermischung von 75 Prozent und 50 Prozent mit normaler Erde zeigt sich, dass der Boden sehr locker und durchlässig ist. Was sonst die Regenwürmer für einen lockeren Boden tun, übernimmt in der ehemaligen Bayernkaserne die Materialmischung. Die bisherigen Ergebnisse zeigen, dass altes saugfähiges Material wie Ziegel oder auch Kies nicht teuer abtransportiert werden muss, sondern dem Mutterboden beigemischt werden und somit, wie ein Schwamm fungieren kann.

Mit diesen beiden Experimenten wird nun untersucht, wie die beim Abriss entstandenen Baumaterialien wieder einem neuen Zweck zugeführt und vor Ort verwendet werden können. Bei dem Bodenexperiment zeigt sich, dass die Ziegel für das Konzept der Schwammstadt verwendet werden können und beim Beton das neue Dinge wie Betonmöbel und Straßen gebaut werden. Zukünftig kann das für Bauvorhaben von Städten und Kommunen heißen, dass die anfallenden Materialien beim Rückbau vor Ort verwendet werden können und nicht für viel Geld abtransportiert werden müssen. Für die Reisegruppe war diese Exkursion sehr lehrreich und macht Mut, dass sich eine Stadt widerstandsfähig gegen den Klimawandel aufstellen kann.

Vielen Dank an alle Referent*innen für ihren interessanten Input und ihre Arbeit vor Ort.

Das Förderprogramm LEADER – Möglichkeiten zur Unterstützung der ökologischen Wende am 30.01.23 von 19 – 21 Uhr via Zoom

Seit Jahrzehnten fördert die EU über das Programm LEADER die Entwicklung des ländlichen Raumes auch in Thüringen. Dabei wird basisnah durch Akteure vor Ort über den Einsatz der Mittel entschieden. Ab 2023 gibt es für die 15 sogenannten Regionalen Aktionsgruppen (RAG) jeweils neue Strategien bis 2027, die deutlich stärker ökologische Themen ins Auge fassen.

Der digitale Informationsabend soll für Kommunalpolitiker*innen einen Überblick geben, welche Möglichkeiten für Gemeinden, Vereine und Privatperonen bestehen. Da gerade auch in einigen Landkreisen Aufrufe für Anträge laufen, besteht vielleicht auch die Chance, direkt ins Handeln zu kommen.

Der Dozent Carsten Meyer ist seit 20 Jahren in einer RAG für LEADER aktiv und Stadtrat in Weimar.

Zeit: Montag, den 30. Januar von 19:00 – 21:00

Die Zugangsdaten gibt es hier.

“Fairpachten” für Kommunen – Ein Weg für mehr Naturschutz auf Pachtflächen – Onlineveranstaltung am 08.12.21 um 18 Uhr via Zoom

Am Mittwoch, den 08.12.21 um 18 Uhr laden wir herzlich via Zoom zur digitalen Vorstellung der Initiative “Fairpachten” für Kommunen ein. Hier könnt Ihr mehr darüber erfahren, wie Kommunen über Pachtverträge mehr für die Artenvielfalt und den Schutz von Böden und Gewässern tun können.

Die Förderung der Artenvielfalt und der Schutz von Böden und Gewässern sind wesentliche Aufgaben von Kommunen. Gerade in der Landwirtschaft haben Kommunen die Möglichkeit, sich für mehr Naturschutz auf ihren Flächen einzusetzen und im Dialog mit den Pächterinnen und Pächtern eine naturschonende Bewirtschaftung umzusetzen. Es ist zum Beispiel möglich, auf Pestizide zu verzichten oder das Anlegen von Ackerrandstreifen mit Wildblumen in Pachtverträgen zu vereinbaren.

Der Regionalberater und Bio-Landwirt Ralf Demmerle aus Holzhausen bei Arnstadt von NABU-Stiftung Nationales Naturerbe, stellt das Projekt „Fairpachten“ vor. Fairpachten ist das kostenlose Beratungs- und Informationsangebot für alle, die landwirtschaftliche Flächen verpachten und sich mehr Natur wünschen.

In seinen Vortrag informiert Ralf über die Möglichkeit, Naturschutzmaßnahmen auch zwischen Kommunen und Landwirt*innen in Pachtverträgen zu vereinbaren. Er zeigt auf, welche Naturschutzmaßnahmen für Acker und Grünland sinnvoll sind und stellt das kostenlose Beratungsangebot Fairpachten vor.

Das Projekt Fairpachten wird vom Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit im Rahmen des Bundesprogrammes Biologische Vielfalt gefördert.

Die Zugangsdaten für das Meeting erhaltet ihr nach Anmeldung hier.

Webinar: “Wenn die Luft brennt. Klimaschutzkritik von rechts kontern!” am 18. Januar 2021 um 18 Uhr via Zoom




Wenn die Luft brennt. Klimaschutzkritik von rechts kontern!

Klimawandelleugnung, Angriffe gegen Aktivist*innen, völkische Instrumentalisierung der industriepolitischen Krise – die extreme Rechte will das Thema Klimaschutzkritik besetzen. Das Seminar (auch als Webinar möglich) setzt sich mit extrem rechten Interventionen rund um das Thema Klimaschutzdebatte auseinander und bezieht dabei die situativen Erfahrungen der Teilnehmer*innen in den Übungen mit ein. Sowohl inhaltlich, als auch in interaktiven Methoden üben die Teilnehmer*innen praxisorientiert welche Reaktionen helfen können, sich gegen Klimawandelleugnung, rechte Industriepolitik und Verschwörungstheorien zur Wehr zu setzen. Das Seminar fokussiert auf den Umgang mit Argumenten, die von (extrem) rechten Akteur/innen genutzt werden und kann eine Beschäftigung mit allgemeinen Argumenten in der Klimaschutzdiskussion nicht ersetzen.

Das Seminar/ Webinar stärkt dafür die Kommunikationspraxis: diskutieren, positionieren, etwas anderes tun? Die Teilnehmenden schärfen ihr Bewusstsein dafür, wie sie in diesen Situationen jeweils sinnvoll handeln können und wollen. Auf der Argumentationsebene behandeln wir eine Auswahl von Argumentationsmustern rund um Klimaschutzkritik, die von (extrem) rechter Seite eingebracht werden sowie natürlich eigene Gesprächsstrategien, die dann live ausprobiert werden können.

Kommunalpolitischer Tag 2018 in Weimar




Ein halbes Jahr vor der Kommunalwahl in Thüringen fand am 27.10.2018 der Kommunalpolitische Tag 2018 im mon ami in Weimar statt. Etwa 40 kommunalpolitisch interessierte und engagierte Personen aus ganz Thüringen sind der Einladung gefolgt und arbeiteten in den Themen-Workshops „Suffizientes und nachhaltiges Bauen in Kommunen“, Digitale Kommunikation von Ratspolitik“, „Kommunaler Naturschutz – Politische Handlungsmöglichkeiten“ und „Jugendbeteiligung und Mitbestimmung in Kommunen“.

Eröffnet wurde die Veranstaltung durch den DAKT-Vorsitzenden Carsten Meyer. Im anschließenden Eröffnungsbeitrag des kommunalpolitischen Sprechers der grünen Landtagsfraktion Thüringen, Dirk Adams umriss dieser die kommunalpolitischen Schwerpunkte der Landesregierung. Er thematisierte insbesondere die gescheiterte Gebietsreform und markierte die Aspekte in denen die Grünen im Land entsprechende Akzente gesetzt hat.

Im Anschluss stellten sich die Moderator*innen der vier Thementische und ihre jeweiligen Themen vor. Prof. Dr. Jörg Knieling betonte, die Bedeutung des suffizienten und nachhaltigen Bauens für die Kommunalplanung. Die Politikwissenschaftlerin und Bloggerin Anke Knopp ging in ihrem Eingangsstatement darauf ein, wie wichtig nebensächlich erscheinende Aspekte in der digitalen Kommunikation sein können. Norbert Sondermann, Naturschutzreferent der grünen Landtagsfraktion, ging in der Vorstellung seines Thementisches auf den Handlungsspielraum der Kommunen im Bereich des Naturschutzes ein. Leony Bals von der Naturfreundejugend Thüringen e.V. sprach sich dafür aus, in der kommunalen Jugendpolitik nicht mehr nur über Jugendliche, sondern mit ihnen zu sprechen und gemeinsam zu planen.

In zwei Workshopphasen verteilten sich die Interessierten auf die vier unterschiedlichen Thementische. In angeregten Diskussionen wurden Fragen beantwortet, eigene Forderungen ausgearbeitet und diese diskutiert. Am Ende der Veranstaltung wurden die Ergebnisse der Thementische vorgestellt und eine Ausblick auf kommende Veranstaltungen gegeben.

 

 

Kommunalpolitischer Tag 2018 in Weimar




Liebe DAKT-Mitglieder, liebe kommunalpolitisch Aktive und Interessierte,

 

hiermit laden wir Euch herzlich zum „Kommunalpolitischen Tag 2018“ am 27.10.2018 in Weimar ein. An diesem Tag wollen wir uns gemeinsam mit Euch in spannenden Workshops mit wichtigen kommunalpolitischen Themen auseinandersetzen. Dafür haben wir für Euch ein tolles Programm zusammengestellt.

Dieses Mal stehen die Themen „Suffiziente und nachhaltige kommunale Baupolitik“, „Kommunaler Naturschutz“, „Jugendmitbestimmung vor Ort“ und „Digitale Kommunikation von Ratspolitik“ auf dem Programm.

Wir haben dazu Expert*innen gewonnen, die Euch diese Themen näher bringen und zur Diskussion zur Verfügung stehen. Zudem wird Dirk Adams, kommunalpolitischer Sprecher und Fraktionsvorsitzender der grünen Landtagsfraktion die kommunal-politische Situation und Perspektiven im Land unter r2g vorstellen.

Die Tagung findet im Jugend- und Kulturzentrum mon ami Weimar statt und beginnt um 12:30 Uhr.

Die Teilnahme für Euch ist kostenfrei. Eine Anmeldung per Mail an info@dakt.de zur besseren Planbarkeit ist erwünscht.

Das vollständige Programm findet Ihr hier.

 

Bericht zur Veranstaltung zur naturnahen Waldbewirtschaftung am 09. April 2018




Am 09. April fand in Erfurt ein spannender Diskussions- und Vortragsabend zum Thema “Naturnahe Waldbewirtschaftung in der kommunalen Praxis” statt. Nach einführenden Worte des grünen Landtagsabgeordneten Roberto Kobelt zur aktuellen Situation im Land stellte Elmar Seizinger vom FSC Deutschland e.V. die in Deutschland geltenden einheitlichen Standards der FSC-Zertifizierung vor. Diese Standards umfassen die gesamte Produktionskette om Forst und beinhalten beispielsweise Qualifikationsanforderungen für das Forstpersonal, ein generelles Pestizidverbot, größere Rückengassenabstände, Bürgerbeteiligungsverfahren, Kahlschlagsverbot usw..

Anschließend stellte Lutz Fähser, Forstdirektor i.R. aus Lübeck das sog. Lübecker Modell der Waldbewirtschaftung vor, welches Mitte der 90er Jahre entwickelt wurde. Dieses Modell basiert vor allem auf der Idee, der natürlichen Entwicklung des Waldes Vorrang zu geben und mit einer gewissen Genügsamkeit sowie möglichst wenigen Störungen mit dem Wald fortwirtschaftlich umzugehen. So werden in Lübeck 10 Prozent der Waldfläche gar nicht genutzt, um anhand der dortigen Biotop-Entwicklung etwas über die natürliche Entwicklung des Waldes zu lernen. Außerdem werden nichteinheimische Baumarten reduziert und dafür die einheimischen Baumarten gefördert, es werden weniger Pflegeeingriffe vorgenommen und Bäume dürfen länger stehen. Das hat einerseits eine deutliche Kostenreduzierung in der Bewirtschaftung zur Folge und andererseits entstehen hochwertigere Bäume, die einen höheren Ertrag erzielen. Im Ergebnis dieser Waldbewirtschaftung zeigte sich,  dass es nicht nur einen deutlichen Tierzuwachs gab und der Anteil heimischer Baumarten anstieg. Auch der Baumvorrat verdoppelte sich fast. Ganz besonders ist darauf hinzuweisen, dass auch der Ertrag je Hektar pro Jahr deutlich anstieg. Damit zeigt sich, dass ökologische Waldbewirtschaftung und gute fortwirtschaftliche Nutzung sich keineswegs ausschließen – im Gegenteil.

Dr. Siegfried Klaus von der LAG Waldnaturschutz des NABU Thüringen e.V. stellte anschließend in einem sehr interessanten und bilderreichen Vortrag die Zusammenhänge zwischen der Artenvielfalt und einer ökologischen Waldbewirtschaftung vor.

Abschließend stellte Olaf Schubert von der Stadtforstverwaltung Jena, das Jenaer Konzept des Stadtforstes vor. Dieses orientiert sich insbesondere an einer bäuerlichen Nutzungsweise, kombiniert mit Walderlebnispfaden und waldpädagogischen Angeboten. Mit Rückegassenabständen von 40 Metern und dem Einsatz von Pferden beim Rücken der gefällten Bäume versucht die Stadt Jena schonen den Wald zu bewirtschaften. Außerdem wird analog dem Lübecker Modell die natürliche Dynamik des Waldes gefördert und werden nur wenige Eingriffe in den Wald vorgenommen. Auch hier werden 10 Prozent der Fläche fortwirtschaftlich nicht genutzt.

Die Vorträge der Referenten werden hier in Kürze veröffentlicht. Ihr könnt bei Facebook die Vorträge euch anschauen.

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